Handreichung zum Tierwohl für Kirchengemeinden in der Ev. Kirche in Mitteldeutschland (EKM) erschienen

Wenn einer um Hilfe gerufen wird, ist das Malheur meist schon passiert. So auch in einer kleinen ländlichen Kirchengemeinde, die sich nichts ahnend im Mittelpunkt einer Negativ-Presse- und Internetkampagne wiederfand. Drohbriefe an den Gemeindekirchenrat (GKR) und die Pfarrerin kamen hinzu. Was war geschehen? Vor Jahren hatte der damalige GKR einem örtlichen Geflügelmastbetrieb für den Fall einer möglichen Betriebserweiterung eine gemeindeeigene Fläche in Aussicht gestellt. Schließlich gab es hier schon immer Hühner! Nun plante der Betrieb den Neubau einer Kükenaufzucht –und kam auf die alte Vereinbarung zurück. Die Fläche, ein seit 20 Jahren brachliegendes und zunehmend zerfallenes Gärtnereigelände, sollte beräumt und neu bebaut werden.

Der GKR bat den Kirchlichen Dienst auf dem Land (KDL) um Unterstützung. Nach mehreren intensiven und zum Teil hoch emotionalen Sitzungen, die zeigten, wie gespalten die Gemeinde war, gab es einen Beschluss: der Betrieb könne bauen, sofern in Bau und Betrieb sowie im Management eine Reihe von Bedingungen eingehalten würden, die deutlich über den „Stand der Praxis“ hinausgingen. Nach ein paar weiteren öffentlichen Diskussionen, Podien und Foren zog in dem kleinen Ort wieder Ruhe ein. Der Stall wurde unweit der Kirchenfläche gebaut, die alte Gärtnerei bleibt unverändert. Und für die Tiere selbst bessert sich nichts.

Dieses Beispiel war Anlass für den KDL und den Synodalausschuss „Klima, Umwelt, Landwirtschaft“ der Ev. Kirche in Mitteldeutschland, das Thema auf der Agenda ganz nach oben zu setzen, einen Fachtag mit Wissenschaftlern, Landwirten aller Betriebsformen, einschließlich industrieller Tierhaltung, und Vertretern von Kirche und Zivilgesellschaft zu organisieren, um ergebnisorientierte Kommunikation zu ermöglichen.

Im Ergebnis steht eine Handreichung für Kirchengemeinden. Ziel des Papiers ist es, Kirchengemeinden Orientierung und Hilfestellung zu geben und sie zu ermutigen, sich über ihre eigene Rolle in Konflikten um Tierhaltung bewusst zu machen. Ziel ist es aber auch, zu konkreten wirksamen Verbesserungen des Tierwohls beizutragen, das schließlich immer nur am einzelnen lebenden Tier beurteilt werden kann.           Siegrun Höhne, KDL

Link zur Handreichung: http://www.ekmd.de/attachment/aa234c91bdabf36adbf227d333e5305b/1e3cec51cb1e8cacec511e3909781e297817da07da0/handreichung_kirche_und_tierhaltung.pdf

Beitragsbild: Copyright  ©BLE, Bonn/Foto: Dominic Menzler

Categories: Gemeindeleben, Tierethik