WDR Kommentar zur Schweinehaltung: Der Skandal ist ein anderer

*Eine Landwirtschaftministerin, die Landwirtin ist: Eigentlich eine gute Sache. Aber wenn die Ministerin konventionelle Landwirtschaft betreibt und Schweine hält, wird es schon gefährlich. Ein Kommentar.*
Von Lena Sterz:
Die konventionelle Haltung ist keine einfache Sache, weil der Preisdruck hoch ist und man hunderte, manchmal tausende Schweine halten muss, um mithalten zu können. Dass da schnell unschöne Bilder entstehen können, haben ähnliche Skandale der niedersächsischen Landwirtschaftsministerin und „Puten-Queen“ Astrid Grotelüschen (CDU) und führender Funktionäre von Bauernverbänden gezeigt.
*Kein Tageslicht, keine frische Luft*
Traurig, aber wahr: In vielen Schweineställen in NRW dürfte es ähnlich aussehen wie auf dem Hof Schulze Föcking. Der Skandal ist nicht, dass eine Landwirtschaftsministerin mit ihrem Mann Schweine unter diesen Bedingungen hält.
Der größere Skandal ist eigentlich, dass die Bedingungen, unter denen hier gehalten wird, legal sind und von den meisten Verbrauchern ignoriert werden: Tageslicht und frische Luft lernen die meisten konventionell gehaltenen Schweine in ihrem kurzen Leben nie kennen. Sie verbringen es auf wenig bequemen Spaltenböden, damit der Landwirt weniger Arbeit mit dem Sauberhalten der Ställe hat. Sie knabbern aus Langeweile oder Mangel an Alternativen die Schwänze ihrer Artgenossen ab. Und sie haben wenig Platz.
*Zaghafte Versuche*
Es gibt zaghafte Versuche, daran etwas zu ändern. Und viele Landwirte bemühen sich und tun alles für ihre Tiere. Aber als im vergangenen Jahr die Initiative „Tierwohl“ mehrerer Supermarkt-Ketten startete, um Landwirten, die in größere und artgerechtere Haltung investieren, einen besseren Preis zu zahlen, guckten viele Landwirte erst mal in die Röhre:
Sie hatten zwar investiert, gingen aber leer aus – weil sich zu viele Landwirte um die Teilnahme beworben hatten.
Dieser Skandal wird die Landwirtschaftsministerin wahrscheinlich nicht stürzen. Aber er macht mal wieder darauf aufmerksam, dass wir alle für die preisgünstige Massentierhaltung einen hohen Preis zahlen. In diesem Fall auch die Landwirtschaftsministerin.
Bild: skeeze, pixabay.com
Quelle: WDR.de
Categories: Landwirtschaft, Ökonomie und Politik, Tierethik